Eisenbahner/in im Betriebsdienst

Der Zuglenker im Hintergrund

Der Fahrdienstleiter in Ausbildung blickt über die Bahngleise am Nürnberger Bahnhof.

Foto: Stella Loth

Der angehende Fahrdienstleiter Christopher St. Pierre (23) weist in seiner Ausbildung dem Zugverkehr die richtigen Wege. Beim Stellen von Weichen und Signalen hat er technische Hilfe, darf sich dennoch keine Fehler erlauben.

Es ist bestimmt nur ein Gerücht, dass alle Beschäftigten der Deutschen Bahn (DB) als Kind eine Modelleisenbahn besaßen. Christopher St. Pierre widerlegt dieses Gerücht nicht. „Deshalb bin ich aber nicht hier gelandet“, sagt er.

 

Der 23-Jährige ist angehender Fahrdienstleiter und macht eine Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Zugverkehrssteuerung. Momentan arbeitet er im Stellwerk in Wicklesgreuth (Landkreis Ansbach). „Mit einem Stellwerk, wie es im Nürnberger DB-Museum steht, haben die modernen Anlagen nicht mehr viel zu tun”, erklärt er. Zwar gebe es mechanische Stellwerke mit Hebeln und Drahtseilen noch, die meisten haben aber mindestens eine(n) Schalttisch bzw. -wand oder einen Computer.

In Wicklesgreuth wird die Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Ansbach überwacht – eine verantwortungsvolle Aufgabe, an der er als Azubi im ersten Lehrjahr bereits mitarbeiten darf. „Im Regelbetrieb übernimmt die Technik viel“, erklärt der gebürtige Nürnberger. „Wenn wir die Weichen und Signale stellen, achtet der Computer darauf, dass sich die Züge nicht in die Quere kommen.“ Dennoch würden Fehler Folgen haben: Züge könnten in die falsche Richtung fahren und den Fahrplan stören.

Praxis und Berufschule im Wechsel

Neben der Berufsschule besucht er Seminare, in denen er zum Beispiel lernt, die verschiedenen Stellwerkstypen zu bedienen und trainiert dies am Simulator. „Trotzdem muss man sich immer erst zurechtfinden, wenn man in ein anderes Stellwerk wechselt.“ Etwa bei einem Einsatz im Stellwerk am Hauptbahnhof Nürnberg – mit 15 Meter breiter Stellwand, 3.000 Gleiskilometern und unzähligen blinkenden Meldern: „Da brauchte ich doch eine Weile, bis ich mich da zurechtgefunden habe.“

Trotz Künstlicher Intelligenz (KI) ist Fahrdienstleiter ein Beruf mit Zukunft, sagt Christopher St. Pierre: „In diesem Bereich sucht die DB unbedingt Nachwuchs und außerdem kommt KI hier noch gar nicht zum Einsatz.“ Nach der dreieinhalb Jahre dauernden Ausbildung, die er dank Abitur auf zwei Jahre verkürzt, wird er auf jeden Fall in eine Anstellung übernommen. „Ich kann dann als Fahrdienstleiter arbeiten, aber auch in die Betriebszentrale gehen und Fahrpläne machen oder eine Weiterbildung zum Fachwirt machen.“

Man sitzt nicht allein im ‚Kämmerchen‘. Es ist ein sehr kommunikativer Beruf.

Christopher St. Pierre

Viele Fahrdienstleister arbeiten im Notfallmanagement und fahren raus, wenn etwa ein Baum auf die Strecke fällt. „Notfallmanager koordinieren zwischen der DB und Einsatzkräften.“ Die anderen Beschäftigten seines Arbeitgebers, der DB InfraGO AG, arbeiten nicht nur in Stellwerken, sondern auch am Gleis und an den Bahnhöfen, um Stationen, Weichen und Stellwerkstechnik zu warten. Außerdem baut die Infrastrukturgesellschaft auch Gleisstrecken. Viele Kolleg:innen, mit denen Christopher St. Pierre ständig zu tun hat: „Man sitzt nicht allein ‚im Kämmerchen‘, sondern direkt am Bahnhof und hat zu tun mit anderen Fahrdienstleitern, den Technikern vor Ort, der Betriebszentrale in München und so weiter. Es ist ein sehr kommunikativer Beruf.“

Info

Ausbildungsberuf: Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung: Zugverkehrssteuerung

Unternehmen: DB InfraGO AG

Reguläre Dauer: 3,5 Jahre