Die richtigen Fragen stellen

Foto: IHK Nürnberg

Florian Kelch, Leiter der Bildungsberatung der IHK Nürnberg für Mittelfranken, kennt die Fragen, mit denen sich viele junge Menschen nach dem Abitur beschäftigen. Im Interview spricht er über Zukunftskompetenzen und gibt Tipps, wie Unentschlossene zu einer guten Entscheidung kommen können.

dipolo: Herr Kelch, welche Vorteile haben eine duale Ausbildung beziehungsweise ein duales Studium?

Florian Kelch: Neben einer Vergütung über die gesamte Dauer der Ausbildung beziehungsweise des dualen Studiums, ist auch die Aussicht auf eine Übernahme im Anschluss natürlich besonders attraktiv. Perspektivisch gesehen ist ein entscheidender Vorteil, dass ich mit diesen beiden Wegen wertvolle Praxiserfahrung sammeln kann.

Für viele Unternehmen ist es sehr wichtig, dass junge Fachkräfte bereits Erfahrung im betrieblichen Alltag haben, mit all seinen Herausforderungen. Arbeiten im Team, Umgang mit Veränderungen und Problemlösungskompetenz sind nur einige Beispiele für Fähigkeiten, die nicht von Beginn an komplett ausgeprägt sind, sondern erst wachsen müssen.

dipolo: Für welche Ausbildungsberufe bieten sich aus Ihrer Sicht besonders gute Einstiegschancen für junge Menschen mit Abitur?

Florian Kelch: Karriere als berufliche Laufbahn kann vieles bedeuten – Aufstieg in der Hierarchie als Führungskraft, guter Verdienst, aber auch einfach einen anspruchsvollen und erfüllenden Beruf zu haben und Spezialist:in für ein Thema zu sein. Das alles kann man mit einer dualen Berufsausbildung, einem dualen Studium, oder aber einem klassischen Hochschulstudium erreichen. Deshalb sollte man sich nicht fragen, was besser ist, sondern was besser zu einem selbst und den eigenen Vorstellungen passt.

dipolo: Welche Kompetenzen werden in einer immer komplexeren, sich stetig und schnell ändernden Arbeitswelt künftig gefragt sein?

Florian Kelch: Die Einstiegschancen in die Berufsausbildung sind mit Abitur grundsätzlich hervorragend. Der Anteil an Auszubildenden mit allgemeiner, fachgebundener oder Fachhochschulreife an den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen, beträgt derzeit nur in etwa 20 Prozent. Zudem gab es in Bayern wegen der Umstellung von G8 auf G9 im Jahr 2025 nur einen kleinen Abiturientenjahrgang. Bei der Auswahl eines oder mehrerer in Frage kommender Ausbildungsberufe, können also die persönlichen Interessen und Fähigkeiten in den Mittelpunkt gestellt werden: Bei welchen Tätigkeiten und Aufgaben habe ich Freude, was kann ich gut und was tue ich gerne?

dipolo: Was raten Sie Jugendlichen, die noch unentschlossen sind und sich schwertun, eine Entscheidung zu treffen?

Florian Kelch: Was grundsätzlich bei allen schwierigen Fragestellung zu empfehlen ist, ist sich Rat von außen zu holen. Das kann jemand aus dem eigenen Umfeld sein, wie Eltern oder Freunde. Aber auch neutrale Personen, die vollkommen unvoreingenommen sind, wie die Berufsberatung der Agentur für Arbeit oder die Bildungsberatung der IHK. Dabei sollte es nicht darum gehen, dass mir jemand sagt, was richtig und was falsch ist, sondern darum zu helfen, dass ich mir die richtigen Fragen stelle und Dinge auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachte.

Vielen Dank für das Interview!