Innovative Textilien (dual)

Faden für Faden: Die Kunst der Vliesherstellung

Die Auszubildende in ihrem Arbeitsumfeld.

Foto: Sandler AG

Emma Romina Söll (21) absolviert ein duales Studium im Fach Innovative Textilien. In ihrem Ausbildungsbetrieb beschäftigt sie sich mit Vliesstoffen, die unter anderem in Masken und Staubsaugerbeuteln zum Einsatz kommen.

Was gleich klingt, muss nicht das Gleiche sein – so wie Vlies und Fleece. „Meine Freunde haben trotzdem erstmal an Fleecejacken gedacht, als ich gesagt habe, dass ich bei einem Vliesstoffhersteller arbeite”, berichtet Emma Romina Söll.

 

Dass die 21-Jährige sich einmal begeistert mit diesen und anderen textilen Themen beschäftigen würde, kam eher zufällig. Nach ihrem Abitur stand für sie lediglich fest, dass sie ein duales Studium machen will: „Ich fand die Idee gut, gleichzeitig auch eine Ausbildung zu machen.” Da sie auch nicht wegziehen wollte, informierte sie sich zunächst über die Studiengänge der Hochschule Hof. Ihren Ausbildungsbetrieb, die Sandler AG in Schwarzenbach an der Saale, fand sie schließlich bei einer Ausbildungsmesse. Nach einem Praktikum wurde sie als Auszubildende zur Textillaborantin übernommen.

„Vliesstoffe braucht man in vielen Bereichen”, erzählt sie, „etwa in der Hygiene, beim Bau oder der Filtration – in Staubsaugerbeuteln, Dieselfiltern, Masken und so weiter.” Bevor ein Vlies irgendwo zum Einsatz kommt, muss es natürlich getestet werden, und das macht die Sandler AG im eigenen Labor – diese Abteilung war ihr erster Arbeitsplatz: „Da geht es unter anderem darum, wie dick und reißfest ein Vlies ist oder wie viel Wasser es aufsaugt, was zum Beispiel bei Windeln und Binden wichtig ist.”

„Ich fand die Idee gut, gleichzeitig auch eine Ausbildung zu machen.”

Nach einem Jahr in der Firma begann ihr Studium im Fach Innovative Textilien, danach arbeitete sie nur noch in den Semesterferien. In den ersten beiden Semestern ging es vor allem um Grundlagen in Mathematik, Chemie und Werkstoffkunde, in den Vorlesungen saß sie oft neben Studierenden aus anderen Ingenieursfächern wie Maschinenbau und Elektrotechnik.

Großen Spaß hatte sie bei einem Semesterprojekt, bei dem sie sich mit der Herstellung von Autositzbezügen beschäftigt hat. „Diese dürfen bei häufigem Ein- und Aussteigen ins Auto nicht durchscheuern, außerdem müssen sie reißfest, farbbeständig, nicht abfärbend und idealerweise auch wasserdicht sein.” Gemeinsam mit Kommilitonen führte sie all diese Eigenschaften aufs Garn zurück und stellte unter anderem fest, dass Chemiefasern für diesen Einsatzzweck besser geeignet sind als Naturfasern. „Das ist natürlich bekannt, die Herausforderung bestand darin, dieses Wissen selbst zu recherchieren.”

An ihrer Ausbildung begeisterte sie, dass sich viel Zeit genommen wurde, den Nachwuchskräften wie ihr alles zu erklären – die Vliesstoffmaschine in der Produktionsabteilung zum Beispiel. „Man sieht bei so einer Maschine eigentlich nicht viel: Auf der einen Seite kommen die Fasern rein und auf der anderen das Vlies raus.” Nun weiß sie, was sich dazwischen so alles dreht und warum.

Zum Zeitpunkt des Gesprächs steht sie kurz vor Abschluss ihrer Ausbildung, im Studium im vierten Semester. Nach dem Bachelor will sie zunächst den Master machen. Wie es für sie nach dem Studium weitergeht, weiß sie noch nicht. Spannend findet sie das Thema Nachhaltigkeit, mit dem sie sich bereits in der Entwicklungsabteilung ihres Ausbildungsbetriebs beschäftigt hat. Bei der Sandler AG setzt man bereits aktiv Maßnahmen um, um die Nachhaltigkeit zu fördern: In der Produktion werden beispielsweise die Randstreifen von Vliesstoffen systematisch recycelt, um unsere Ressourcen effizienter zu nutzen und den Umweltauswirkungen entgegenzuwirken.

Info

Studiengang: Innovative Textilien

Ausbildungsberuf: Textillaborantin

Unternehmen: Sandler AG

Hochschule: Hochschule Hof

Dauer: 4,5 Jahre

Abschlüsse: Bachelor of Engineering sowie IHK-Abschluss