Promi-Interview Laetitia Colacicco

Mit Charme und Mikrofon

Foto von Influencerin Laetitia Colacicco

Laetitia Colacicco | Foto: mueller-studios

Fremde anzusprechen, fällt vielen Menschen schwer – für Laetitia Colacicco ist es berufliche Routine. Die 24-Jährige führt Straßeninterviews, vor allem in der Nürnberger Innenstadt, und stellt die Videos davon online. Auf TikTok, YouTube und Instagram wird ihr Content tausendfach geklickt. Im Interview mit dipolo spricht sie über ihren Beruf, die Franken und übers Flirten.

dipolo: Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, Straßeninterviews zu machen?

 

Laetitia Colacicco: Durch meine Arbeit bei Radio ENERGY Nürnberg. Es war 2021, als Straßeninterviews auf TikTok viral gingen, und ich meinen Chef fragte, warum wir das nicht auch mal machen. Ich habe dann Anmachsprüche getestet und das Video davon hat fünf Millionen Aufrufe bekommen. Als ich mehr moderiert habe und für den Sender keine Videos mehr machen konnte, habe ich einfach privat weitergemacht. Praktisch über Nacht habe ich damit eine ziemlich große Reichweite bekommen.

dipolo: Ein häufiges Thema deiner Interviews ist ja das Flirten

Laetitia Colacicco: Das ist ja auch ein Thema, das fast alle Menschen betrifft! Ich betreibe das in meinen Interviews aber eher ironisch und spreche sowohl Männer als auch Frauen an, um zu zeigen, dass es mir eher ums Entertainment geht und ich nicht wirklich flirte. Durch meine trockene Art funktioniert das sogar noch besser, sprich: Es fühlt sich niemand belästigt, eher sind die Leute überrascht.

dipolo: Welcher „Anmachspruch” funktioniert denn am besten bei den Franken?

Laetitia Colacicco: Ich habe tatsächlich mal ein Ranking gemacht. Einer, der da weit oben steht, geht so: „Ich würde dich total gern mit ins Kino nehmen! Ah, shit – man darf ja keine Snacks mitnehmen.”

dipolo: Die Resonanz auf deinen Content ist jedenfalls ziemlich gut.

Laetitia Colacicco: Durch meine Straßeninterviews und meinen – wie ich es nenne – „Quatsch-Content” haben sich für mich auch viele Türen geöffnet. Mittlerweile werde ich zum Beispiel auch als Reporterin für Firmen oder Festivals gebucht, und für Spotify interviewe ich regelmäßig Stars wie Nina Chuba und Ski Aggu.

dipolo: Und wie lebt es sich als Influencerin?

Laetitia Colacicco: Mittlerweile kann ich kaum mehr durch Nürnberg laufen, ohne erkannt und selbst angesprochen zu werden. Ich sehe mich aber weniger als Influencerin, sondern als Content Creatorin und bin als solche seit Januar selbstständig.

dipolo: Influencer, Content Creator – wo ist da der Unterschied?

Laetitia Colacicco: Eigentlich ist es schon dasselbe, jedoch denkt man beim Influencing ja eher ans Verkaufen von Produkten. Ich lege den Fokus aufs Unterhalten und finde den Begriff der Content Creation hierfür passender.

dipolo: Ein Beruf mit Zukunft?

Laetitia Colacicco: Ich glaube ja! Und man kann es sowohl selbstständig als auch im Angestelltenverhältnis machen. So oder so, sind die Methoden der Marketingleute ausgedribbelt; wer Social Media intensiv betreibt, ist viel näher an der Praxis dran und versteht die Jugend als wichtige Zielgruppe viel besser.

dipolo: Ausgedribbelt?

Laetitia Colacicco: Ein Jugendwort! Es bedeutet, dass ein System ausgehebelt wurde. Jugendworte sind übrigens ein weiteres Thema meiner Interviews. Wenn man ältere Menschen zum Beispiel fragt, was „Rizz” bedeutet, dann denken viele an eine Ritze oder ein Getränk – tatsächlich ist damit aber Charme gemeint.

dipolo: Damit wären wir wieder beim Flirten. Welche Themen gehst du sonst noch an?

Laetitia Colacicco: Mit Senioren spreche ich sehr gern über ihr Lebensmotto, weil ich finde, dass ein junger Mensch von älteren noch ziemlich viel lernen kann. Viele in meiner Generation fragen sich ja, was sie mit ihrem Leben anstellen, und da kommt von den Älteren oft der Rat: Jeder lebt in seinem Tempo, also lebe lieber im Jetzt und nimm an, was kommt.

dipolo: Gelegentlich machst du deine Straßeninterviews auch in London – wie sehr unterscheiden sich die Menschen dort von den Franken?

Laetitia Colacicco: In London muss ich nicht viele Menschen ansprechen, weil praktisch niemand ein Interview ablehnt. In Nürnberg kann es dagegen sein, dass von 50 angesprochenen Leuten nur zwei mitmachen. Dafür sind die Menschen hier sehr bodenständig und deshalb extrem authentisch: Jemand in London spricht viel und ist cool, dafür sind sind die Franken eher wortkarg und tiefgründig. Ich habe einige Follower in Berlin, die in ihren Kommentaren unter meinen Videos oft schreiben, wie sympathisch sie die Menschen in Franken finden – das wirft ein sehr gutes Licht auf uns, wie ich finde.