Es war ein tolles Gefühl, nach wochenlanger Arbeit die fertige Kunststoffbox aus dem Spritzgusswerkzeug zu nehmen und zu sehen: Es hat geklappt!
Maximilian Klein
Werkzeugmechaniker
Vom Bauplan bis zum präzisen Werkzeug
Wie bearbeite ich Metall? Wie werden Spritzgusswerkzeuge konstruiert, um Kunststoff zu formen? Und wie setze ich ein Projekt von Anfang bis Ende um? Das und vieles mehr lernt Maximilian Klein (21) in seiner Ausbildung zum Werkzeugmechaniker beim Hausgerätehersteller Vorwerk in Wuppertal.
Mit Sortimentsboxen hatte Maximilian Klein während seiner Ausbildung ständig zu tun – in den kleinen offenen Kunststoffkisten werden Schrauben, Werkzeuge und anderes kleinteiliges Material aufbewahrt. Doch jene eine Sortimentsbox, die er in seinem letzten von dreieinhalb Lehrjahren bei Vorwerk in den Händen hielt, war für den 21-Jährigen etwas ganz Besonderes: „Die Konstruktion und Herstellung des Werkzeugeinsatzes – ein Teil der Spritzgussform, um die Box herzustellen – war das betriebliche Projekt für meine Abschlussprüfung.
Bis dahin durchlief der angehende Werkzeugmechaniker einige Arbeitsschritte, die zeigen, dass er seinen Beruf beherrscht: „Zuerst habe ich den Werkzeugeinsatz dreidimensional am Computer in CAD konstruiert, um ihn danach aus Werkzeugstahl selbst zu fertigen. Was ich nicht manuell durch Fräsen, Drehen und ähnliche Verfahren bearbeiten konnte, stellte ich mithilfe der Kollegen an der CNC-Fräse her“, beschreibt er sein Vorgehen. Als Nächstes stand das Abmustern an; das heißt, dass das Werkzeug eingebaut und in Betrieb genommen wird. Hier experimentierte Maximilian Klein damit, wie heiß zum Beispiel der Kunststoff beim Einspritzen idealerweise sein muss. „Hier zeigte sich auch, ob ich innerhalb der Toleranz geplant und gefertigt hatte. Denn besteht zwischen den beiden Formteilen ein Abstand von mehr als zweieinhalb Hundertstelmillimeter, läuft der Kunststoff durch und es entsteht ein Grat“, betont er. Nach einem Testlauf, Fehleranalyse und Korrekturen war es so weit: Die Sortimentsbox war perfekt.
Bei allen Schritten konnte sich der Auszubildende auf seine Kollegen verlassen: „Berufserfahrung und Teamarbeit sind einfach nicht zu schlagen. Ihre Tipps haben mir sehr weitergeholfen.“
Probelauf in der Ausbildungswerkstatt
Es fängt eben jeder erst einmal klein an – der 21-Jährige sogar sehr klein: „Mit anderthalb Jahren soll ich angeblich schon die Rücklichter des Umzugswagens abgeschraubt haben“, erzählt er lachend. Später baute er Seifenkisten und inspizierte das Auto der Eltern. Da schien der Weg in eine technische Ausbildung nach dem Abitur geradezu vorgezeichnet. Gegen ein Studium hat sich Maximilian Klein bewusst entschieden, vorerst jedenfalls: „Ich wollte erst einmal etwas Praktisches lernen.“ Auf einer Jobmesse in Wuppertal fand er sich dann am Stand von Vorwerk wieder. Das Unternehmen kennt man vor allem für seine Staubsauger und das Küchen-Multifunktionsgerät „Thermomix“, es stellt aber auch Teppiche und Kosmetika her. Mit seiner Bewerbung für die Ausbildung zum Werkzeugmechaniker bei Vorwerk war er wenig später erfolgreich.
Anzeige
Bis zum zweiten Ausbildungsjahr war Maximilian Klein überwiegend in der Ausbildungswerkstatt beschäftigt. Dort lernte er, die Maschinen zu bedienen und erste eigene Baugruppen zu fertigen, beispielsweise einen Zweizylindermotor, der mit Druckluft angetrieben wird. Hierfür arbeitete er mit Dreh-, Fräs- und Bohrmaschinen, lernte Schweißen – „eben all die Dinge, die zur Metallverarbeitung dazugehören“. Das theoretische Fachwissen erhielt er in der Berufsschule: „Neben Fächern wie Deutsch, Englisch, Politik und Wirtschaft werden dort auch Spezialfächer wie Fertigungstechnik oder Automatisierungstechnik gelehrt.“
Kammerbester Werkzeugmechaniker
Mit diesen praktischen und theoretischen Kenntnissen im Gepäck ging es für den Auszubildenden im letzten Lehrjahr in die „richtige“ Produktion. Im Werkzeugbau und in der Komponentenfertigung half er dabei, Spritzguss- und Stanzwerkzeuge zu warten. Zudem spezialisierte er sich auf den Formenbau, was sich in seinem betrieblichen Auftrag mit den Sortimentsboxen widerspiegelte.
Vor wenigen Wochen wurde es dann ernst für Maximilian Klein: Der zweite und letzte Teil seiner Abschlussprüfung stand an. In der schriftlichen Prüfung musste er zum Beispiel beschreiben, wie er einen fiktiven Auftrag bearbeiten würde. Im Prüfungsgespräch stellte er seinen echten, betrieblichen Auftrag vor. „Hier muss man beweisen, dass das Projekt Hand und Fuß hat und man nicht nur auf Anweisung, sondern größtenteils eigenständig gearbeitet hat“, erklärt er. Mit 94 Prozent der Punkte in der schriftlichen und sage und schreibe 100 Prozent im betrieblichen Auftrag stand fest: Maximilian Klein ist Kammerbester 2018 in seinem Ausbildungsberuf.
Anzeige
Nächster Schritt: Studium
Nach seiner mit großem Erfolg abgeschlossenen Ausbildung, geht er nun den nächsten Schritt: Seit dem Wintersemester 2018/19 studiert Maximilian Klein Maschinenbau an der Bergischen Universität Wuppertal. „Um den Bezug zur Praxis nicht zu verlieren, arbeite ich aber weiterhin 15 Stunden in der Woche als Werkstudent bei Vorwerk“, sagt er. In der Abteilung für Forschung und Entwicklung hilft er dabei, Prüfstände und Prototypen zu konstruieren – genau sein Ding: „Es macht mir großen Spaß, relativ frei im Denken und Tüfteln zu sein, um ein fixes Projektziel zu erreichen. Neues zu entwickeln, ist für mich sehr reizvoll. Meine Ausbildung hat mir den hierfür wichtigen praktischen Hintergrund verschafft.“